Tschechien

Bis heute ist Böhmen das pulsierende Herz europäischer Glaskultur. Seit 800 Jahren gehen vom böhmischen Glasgewerbe innovative Impulse aus.

Seit dem Mittelalter begünstigten der Wald- und Rohstoffreichtum und die zentrale Verkehrslage Böhmens die Ansiedlung von Glashütten. Für städtische Gesellschaften, die Kirche und den Prager Hof fertigten die Glaser repräsentative Gläser, die ihren Wert und zeitgemäßen Ausdruck durch Flach- und Emailglasmalerei und ab der Barockzeit, durch vielfältige Dekorationstechniken wie vor allem Glasschnitt (Glasgravur) und Schliff erhielten. In den nordböhmischen Glasgebieten um Haida/Steinschönau (Nový Bor/Kamenický Šenov) und Gablonz (Jablonec n.N.) entstanden differenzierte Handwerksberufe u.a. für Gebrauchs- und Dekorationsgläser, Vitragen und Spiegel, Kronleuchter und Schmuck, die in alle Welt exportiert wurden. Ab dem 19. Jh. ergänzten einander industrielle Massenproduktion und die künstlerisch-handwerkliche Gestaltung von Luxusgläsern, die dem tschechischen Glas bis heute eine besondere Stellung im internationalen Wettbewerb einbringt.

Tschechisches Glas zwischen Tradition, Design und Globalisierung

Nach dem Ende des Eisernen Vorhangs und der Privatisierung der tschechischen Glasindustrie etablierte sich in der Tschechischen Republik ein vielgliedriges, globalisiertes Produktionsnetz für handgefertigtes Glas.

Kunst- und Designateliers, spezialisierte Handwerks- und Zulieferbetriebe kooperieren eng mit Fabriken, Berufs-, Fach- und Hochschulen und Museen. Viele Manufakturen verlagerten sich von der Sortimentsproduktion auf die kundenorientierte Entwicklung von Sonderanfertigungen z.B. für Innenarchitekturaufträge. Die Unternehmen nutzen die Märkte der ehemaligen Staatsbetriebe und orientieren sich weiterhin erfolgreich am Export hochwertiger Luxus- und Nischenprodukte in Glas. Die Szene lebt von der kreativen Verbindung traditionellen Wissens mit den Ideen junger tschechischer und internationaler Glasschaffender.