Timeline

Startup-Workshop und Plenartreffen: Auf in die Zukunft!

In unserem Online-Plenartreffen am 26. März zogen wir Resümee und machten uns an unsere Zukunftsplanung. Heinz mahnte zum Nachjustieren: Glass Works dreht sich nicht nur um Start-ups, sondern verbindet europäische Glasregionen und ihre regionalen Entwicklungsmodelle!
Mark umriss Kernergebnisse der zweiten Trainingsphase: Unsere Tutoren unterstützen autonome Glasschaffende, statt Studierende zu unterrichten. Und: Mit rasant sich verändernden Märkten wächst die Bandbreite von Karrieremöglichkeiten zwischen Handwerk und konzeptioneller Kunst. Dies vor Augen, fokussiert Glass Works auf die Nachhaltigkeit handwerksorientierter Karrierepfade im Glas.
Troels wies auf die Notwendigkeit von Business-Kompetenzen. Bornholm bleibt am Ball, um neue Lehrmaterialien für Unternehmer*innen in Glas zu entwickeln, und neue Kursformate in Zusammenarbeit mit Bild-Werk.
Der Startup-Workshop am 27. März brachte all das auf den Punkt: Alle Trainees präsentierten ihre Leistungen während der Trainingsperiode, externe und interne Expert*innen gaben Kritik in Bezug auf die Realisierung von Zukunftsideen und Karriereplänen. Umgekehrt erhielt das Bild-Werk wertvolles Feedback zur vergangenen Trainingsphase.

Spitze in Europa: Der Coburger Glaspreis

Die dritte Trainingsphase konnte am 9. April mit einem Highlight, der gemeinsamen Teilnahme an der Preisvergabe zum „Coburger Glaspreis“ abgeschlossen werden. Trotz coronabedingter Zulassungsbeschränkung waren wir mit mehreren Trainees samt Leitungsteam vertreten. Auf der Veste Coburg und im Europäischen Museum für modernes Glas in Rödenthal ging unser Projekt in der internationalen Szene auf, ein schönes Gefühl!
Besonders erfreulich war die Tatsache, dass vier unserer Trainees der letzten drei Jahre aus 700 Bewerbungen ausgewählt wurden, von denen eine sogar unter den Preisträgern war. Ein toller Erfolg!

Abschluss des Trainings: Der Start-up Workshop

Jede der Trainingsphasen endete mit einem digitalen Start-up-Workshop. Coronabedingt fanden diese in einer stark reduzierten Form statt. Neben den Trainees nahmen das Projektteam sowie Vertreter der Tutor:innen teil. Ausgehend von detaillierten Erfahrungsberichten der Trainees über alle Bereiche des Trainingsprogramms wurden Lernprozesse und Strategien für deren weiteren beruflichen Werdegang ebenso diskutiert wie die Weiterentwicklung des Projekts in der Zukunft.
Sichtbare Erfolge der drei Jahrgänge verdeutlichen schon jetzt, dass das Konzept aufgeht und im Stande ist, junge Nachwuchskünstler:innen professionell auf eine Karriere als Glasschaffende vorzubereiten und sie darin zu unterstützen in regionalen Glasszenen Fuß zu fassen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Zeit der Trainees bei Glass Works ist mit dem Abschluss des Start-up-Trainings nicht zu Ende, sie geht weiter. Es sind nicht die in der Zeit entstandenen und zweifellos beeindruckenden Glasobjekte, die nachhallen, sondern die gewonnenen Ideen und Inspirationen in Verbindung mit den entstandenen Netzwerken und erlernten Geschäftspraktiken. Darüber hinaus haben die Trainees gelernt, mehr Risiken einzugehen, Alternativen, bisweilen sogar verrückt erscheinende, zu erkunden, und den Mut zu haben, beispielsweise an Türen zu klopfen und nach Ausstellungsmöglichkeiten zu fragen.
Wir alle haben viel gelernt, z.T. auch Überraschendes, und unsere Ergebnisse sind viel zu umfangreich für diesen kurzen Bericht. So hat sich, nur um ein Beispiel zu nennen, überraschend deutlich gezeigt, dass auch die Trainees mit eindeutig künstlerischen Ambitionen die Bedeutung handwerklicher Qualität anerkannt haben.
Zum Ende der dritten Trainingsphase und damit auch des gesamten Projekts sind wir Stolz auf die Qualität unserer Trainees und wünschen uns, unsere Beziehung noch viele Jahre fortzusetzen. Wir verfolgen mit Freude, wie es für sie weitergeht.

Trainees präsentieren: Open Studio

Die Coronapandemie, die uns vor allem in der zweiten und dritten Trainingsphase begleitete, konnte uns wegen unserer Hygienemaßnahmen und dem disziplinierten Verhalten der Beteiligten relativ wenig anhaben. Bei der Planung des „open studio“ am 19. März war allerdings ein Event mit größerer Beteiligung geplant. Die Teilnehmer einer Konferenz von „glasspool“ waren ebenso eingeladen wie eine größere Anzahl lokaler und regionaler Persönlichkeiten. Corona zwang uns dieses Mal aber, die Teilnehmenden auf die wichtigsten regionalen Repräsentanten der Glasszene zu beschränken. Auch damit kam ein hochkarätiger Kreis aus der Glasfachschule Zwiesel, dem Glasmuseum Frauenau, unseres Kooperationspartners aus Graz und der Presse zusammen. Vier Trainees stellten nicht nur ihre eigenen Projekte zur Diskussion, sondern konnten wegen der intensiven Zusammenarbeit der Gruppe auch über die Arbeiten ihrer Kollegen in Technik und Inhalt Auskunft geben.
Interessant war zu sehen und zu erleben, wie sich die Projektideen in diesem halben Jahr entwickelt haben und mit welcher Souveränität die Protagonisten ihr Portfolio dem Publikum vorstellten.
Chapeau!

Von Tschechien in die Welt: Die Industriepraktika

Die nordböhmische Glasregion in und um Novy Bor ist ein strahlendes Beispiel und Vorbild einer gelungenen Regionalentwicklung im Bereich Glas. Dort zeigt sich eine breite Palette von Synergien in Handwerk, Design und Kunst, und eine große Diversität an Business- und Marketingmodellen, die vor allem in der aktiven regionalen und internationalen Zusammenarbeit begründet sind.
Die Möglichkeit, im Rahmen von Betriebspraktika gerade dort einzutauchen, ist für die Trainees von großer Bedeutung. Das heterogene Angebot ist zu groß, um es hier im Detail aufzuführen, es reicht von Spezialisten in jedem Handwerk über designbasierte, klassische Glashütten bis hin zu Kleinstbetrieben in der Art des Studioglases.
Dieses Jahr gab es durch Corona keine Hindernisse mehr, die Industriepraktika zur rechten Zeit anzutreten, und auch die verhinderten Betriebsaufenthalte der letzten Trainingsphase konnten realisiert werden. Ein Teil der Trainees war diesbezüglich nicht mehr auf die Unterstützung des Organisationsteams angewiesen und erweiterte mit ihrer Wahl der Praktikumsstelle unser Netzwerk in Dänemark, Österreich und Italien, was uns sehr freut!

Die dritte Trainingsphase

Jede Trainingsphase ist in seiner Anlage dynamisch, entwickelt sich und baut auf den Erfahrungen der vorhergehenden Trainingsphasen auf. Jede Gruppe hat ihren eigenen Charakter, der sich aus dem Dialog der ausgewählten Trainees mit ihren individuellen Profilen und Projekten einerseits, und den wechselnden Tutor:innen andererseits bildet. Das Lernen voneinander auf Augenhöhe, im Zusammenspiel von Handwerk, Kunst und Design ist ein Kernpunkt der Trainingsphasen.
Sehr erfreulich war, dass sich im Auftakt zu unserer dritten Trainingsphase die Anzahl der Bewerbungen im Vergleich zum letzten Mal verdoppelt hatte. Bei der Auswahl der Trainees wurde diesmal den handwerklichen Grundlagen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Damit gab es in der Gruppe gleich vier ausgebildete Glasmacher:innen aus drei Ländern!
Ein Novum war auch das Tutoring. Kit Paulson, Glaskünstlerin aus den USA, betreute das Projekt vor Ort in Frauenau. B. Jane Cowie, Glaskünstlerin und Projektmanagerin aus Singapur, war regelmäßig über das www zugeschaltet und war darüber hinaus je nach Bedarf für die Trainees erreichbar. Beide Tutorinnen sind im Bild-Werk aufgrund ihrer Kursleitertätigkeit keine Unbekannten. Neben ihren breiten inhaltlichen Qualitäten waren sie auch wegen ihrer professionellen Marktpräsenz im digitalen Zeitalter sehr wertvoll für die Trainees.
Begleitet wurde das Training wieder von Onlinevorträgen bzw. -gesprächen mit erfolgreichen Akteuren der internationalen Glasszene. Dabei profitierten die Trainees besonders von den interkontinentalen Kontakten der Tutorinnen.
Die Marketingkurse konnten wieder wie geplant auf der Glasinsel Bornholm stattfinden, Dadurch brachten die Trainees nicht nur neue „business skills“ zurück nach Frauenau, sondern auch spannende Einblicke in eine Region, die den Studios und Betrieben vor allem von Kunsthandwerker:innen eine strukturelle Basis bietet.

Frauenau als Drehscheibe zur Zukunft des Glases

“Nach Abschluss des Projekts zielen die Projektpartner und regionalen Förderstellen auf die dauerhafte Etablierung der Europäischen Vernetzungtsplattform und Start-up-Aktivitäten (…). Vom anfänglichen Fokus auf Glass-Works-Trainees aus wird die Plattform wachsen und Künstler:innen, Kunsthandwerker:innen, Betriebe und andere Glaseinrichtungen auf grenzüberschreitender Basis integrieren. Beim Bild-Werk Frauenau wird dazu mit Hilfe regionaler und überregionaler Förderung eine lokale Koordinations- und internationale Kommunikationsstelle angesiedelt.”

Dies wurde uns 2018 im EU-Projektantrag für Glass-Works aufgegeben – und daran arbeiten wir in Frauenau, Graz und auf Bornholm. Unser Ziel ist es, weiterhin Nachwuchskünstler:innen in Frauenau fit für die Selbständigkeit zu machen. Darüber hinaus wollen wir eine neue institutionelle Infrastruktur für die kollaborative Arbeit mit Glas, sowie für Vernetzung und Marketing von Glasschaffenden aufbauen. Seite an Seite soll sie die künstlerischen Kursprogramme der Internationale Sommerakademie Bild-Werk Frauenau erweitern. Im Heißglasstudio soll auch die manufakturielle Kleinproduktion (etwa in Work Residencies) möglich werden. Über Kontakte in europäische Szenen für Studioofenbau möchten wir Wissen und Know-how zur energieeffizienten Glasmacherei sammeln. Ergebnisse, Informationen und Kontakte sollen dokumentiert und in die Praxis rückvermittelt werden.

Seit Sommer 2021 haben wir ausführliche Gespräche mit Expert:innen aus Regionalmanagement und Politik, aus Kunstförderung und Immateriellem Kulturerbe in Bayern geführt. Hier stoßen wir auf offene Ohren: In Frauenau kommen alte Glaskultur und Studioglas zusammen. Die internationale Vernetzung und das offene Lehrkonzept des Bild-Werks bieten einzigartige Zukunftspotentiale. Wo, wenn nicht hier, wann, wenn nicht jetzt kann es weitergehen im Glas?

Glass Works goes South-East: Das Stoelze Glas-Center Bärnbach

Die alte Glashütte in Bärnbach in der Steiermark ist in der Glaswelt durch die steirische Landesausstellung “Glas & Kohle” 1988 ein fester Begriff. Heute arbeiten dort slowenische Glasmacher an High-end-Glaskelchen, Bärnbacher Meister fertigen bunte kunsthandwerkliche Souvenirs. Mit Solarenergie-Schmelze wird Stoelzle künftig die Handproduktion weiter ausbauen. Nebenan, im markanten Kada-Glasbau, pflegt das liebevoll betreute Glasmuseum rege Austauschbeziehungen nach Kroatien. Schulklassen und Gruppen werden mit großem Engagament an das Glas herangeführt. Die Glass-Works-Ausstellung mit ihrem didaktischen Rundgang durch die grenzüberschreitende Geschichte des Glasmachens passt genau hierher: So erlebten das die die bunt gemischten Gäste der Vernissage am 19. Mai.

Die Ausstellung wird hier, im Stölzle Glas-Center mit seinem rührigen Betreiber KommR Ing. Martin Hittaller, noch bis 19. August 2022 zu sehen sein. Dann wandert sie weiter an ihren letzten Standort im Glasmuseum Frauenau.

Glass Works goes Industry: Die Wirtschaftskammer Steiermark

Im Frühjahr 2022 wanderte unsere glashistorische Schau dorthin zurück, wo sie 2018 bis 2020 entstand: in die österreichische Steiermark, die als eine von fünf Glaslandschaften in der Ausstellung portraitiert wird. Die Steiermark und das Glas? Tatsächlich begegnen wir in dieser alten Bergbau- und Industrieregion einer ganz eigenständigen Glastradition. In der Gegenwart drückt sich diese im Spannungsbogen zwischen der Stoelzle Group als Global Player aus, der im steirischen Köflach einen hochautomatisierten Produktionsstandort hat, und aktiven kunsthandwerklichen Studios.

Als erstes gastierte die Ausstellung vom 1. März bis 28. April im repräsentativen Foyer der Wirtschaftskammer Steiermark in Graz. Eine gefällige Kunstausstellung, ein bisschen Ablenkung im pulsierenden Herzen der Wirtschaft, die doch vor ganz anderen, globalen Herausforderungen steht? 

So stand dies zur Vernissage im Raum, zu der der Präsident der Wirtschaftskammer, Dr. Karl-Heinz Dernoscheg, am 4. April einlud, und die DI Georg Feith, GEO der Stoelzle Group, mit einem Grußwort der steirischen Glasindustrie eröffnete. Dann, im Ausstellungsrundgang mit Katharina Eisch-Angus wurde rege diskutiert, wie produktiv doch der Werkstoff Glas im Zwiegespräch von Kunst und Wirtschaft ist. Im Glas spiegeln sich Zeitgeist und Konjunktur, im grenzüberschreitenden Miteinander von Kunst, Design, Handwerk und Manufakturproduktion wird Glas zum innovativen Wirtschaftsfaktor. 

Grenzüberschreitendes Kulturerbe Glas – wie weiter?

So hieß am 10. Januar 2022 eine – trotz Covid-Einschränkungen – gut besuchte Veranstaltung bei der Handwerkskammer München. Anlass war unsere Wanderausstellung „Glass Works. European Glass Lives in Craft, Art and Industry“, die dort über die Weihnachts- und Neujahrszeit Station machte. Im Joseph-Wild-Saal mitten in Schwabing, illustriert durch Bilder und Geschichten aus dem Glasmuseum Frauenau, zeichnete Kulturanthropologin Katharina Eisch-Angus nach, wie die europäischen Glasleute stets grenzüberschreitend unterwegs waren, immer neue Wege gegangen sind – und wie die Internationale Studiobewegung eben das vom Hotspot Frauenau aus weiterführt.

Anschließend gab es eine spannende Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Daniel Drascek und Wolfgang Lösche aus der bayerischen Expertenkommission für immaterielles UNESCO-Kulturerbe, mit Heinz Fischer und Sarah Höchstetter von Glass Works/Bild-Werk, und Selina Weber und Patricia Mund als Glass-Works-Stipendiatinnen des Winters 2019/2020. Beide schilderten, wie sie das Glass Works-Training als Sprungbrett in die Selbständigkeit hatten nutzen können.

Die vielleicht wichtigste Botschaft war diese: Die Zeit der großen Glashütten im Bayerischen Wald ist weitgehend zu Ende. In kleinen Einheiten, mit neuen Strukturen aber hat das Glas weiterhin eine Chance. Hier liegt das Bild-Werk mit seinen Erfahrungen und Verbindungen gerade richtig in der Zeit, hier können wir an einem „Wendepunkt“ ansetzen, der sich derzeit nicht nur in Ostbayern abzeichnet und der neue Perspektiven regionaler Entwicklung öffnet.