Elsass-Lothringen

Gebrauchsglasproduktion neben hochwertiger Bleikristallfertigung prägte lange Zeit die viel umkämpfte Gegend von Elsass-Lothringen.

Das waldreiche elsässisch-lothringische Gebiet war schon während der gallo-romanischen Epoche und später durch die mittelalterlichen Waldglashütten bekannt für die Erzeugung von Glas. Ab dem 17. und 18. Jh. spezialisierten sich die Glasmanufakturen zunehmend in unterschiedlicher Weise z.B. auf Flachglas, Gebrauchsglas, preiswerte Hohlglaswaren, Uhren- und Brillengläser, Schmuck, Briefbeschwerer, hochwertige Tafelservice, Parfumflacons etc.

Ausschlaggebend für den guten Ruf einiger Fabriken und den Erfolg bei Weltausstellungen waren die frühe, hochqualitative Produktion von veredeltem Bleikristall (ab 1781) und die Zusammenarbeit mit Künstlern. Vertreter des Art Nouveau und Art Déco wie Émile Gallé oder René Lalique nützten das handwerkliche Know-how und die industrielle Struktur der Gegend, um zu experimentieren. Sie entwarfen und schufen künstlerische Meisterstücke.

Innovation durch Tradition

Traditionelles Wissen verbindet sich in Elsass-Lothringen mit zeitgenössischen Gestaltungsideen.

Bis heute halten drei elsässisch-lothringische Manufakturen ihr Weltniveau für hochwertiges Kristallglas. Der hochqualifizierte Nachwuchs wird in den fabrikeigenen Werkstätten und in Fachschulen ausgebildet.

Die Museen der Manufakturen, die miteinander kooperieren, dokumentieren das kulturelle Glaserbe. 1992 wurde mit umfänglicher europäischer und nationaler Förderung in der ehemaligen Glasfabrik Meisenthal das Internationale Glaskunstzentrum (CIAV) gegründet. Die Neuinterpretation der Glastradition steht im Mittelpunkt des gemeinsamen Experimentierens von Glasschaffenden, Designern und Designerinnen verschiedener europäischer Ausbildungsstätten mit Glasmachern vor Ort. Ob bei Projekten des CIAV oder in der Manufakturproduktion, immer bildet Tradition die Basis, auf der neue Ideen aufbauen.